Die metaphorische Brandmauer materialisiert sich

 

 

Sprachwissenschaft ist eine wirklich spannende Wissenschaft, wie ich finde. Ich habe mir mit ihrer Hilfe ein paar Gedanken gemacht dazu, was die #noAfD sprachlich so tut, um wahlergebnismäßig dort zu sein, wo sie ist. Ihr könnt das alles Quatsch finden, ich finds alamierend, weils funktioniert.

#Sonneberg #Landratswahl 

Zitat Robert Sesselmann: „Der Landkreis Sonneberg schreibt Geschichte. Die AfD ist nunmehr als Volkspartei im Kommunalbereich, hier in Sonneberg, in Thüringen und auch in der Bundesrepublik Deutschland angekommen.“

Zitat Tino Chrupalla: „Es zeigt sich auch, was es bringt, Brandmauern aufzubauen, die grün anzustreichen. Was machen die Bürger, grad hier in Thüringen, in Sachsen, in Ostdeutschland, in Mitteldeutschland, die stellen einen Ausreiseantrag zur AfD und das ist hier und heute passiert [Jubel].“

 

Es ist ein Sonntag Abend in Deutschland, irgendwann nicht lange nach 18 Uhr. Ein Jubelschrei ist zu hören, er hallt an den Innenseiten eines viel zu großen Raumes wider. Draußen, gemeinsamer Jubel, tiefe Männerstimmen in irgendwas, nennen wir es Ekstase. Es ist ein Landkreis, mit einem schönen Namen, der kleinste im Osten, mit einer, wie man hört, außerdem sehr schönen Innenstadt in der größten Stadt. Einer ebenfalls eher kleinen Stadt, aber an diesem Abend ganz groß. Sonneberg. Es ist der Abend der Landratswahl und gewonnen hat, wer nun einmal gewonnen hat und gesprochen werden in die vor das Gesicht gehaltenen TV-Kameras diese Sätze. Jeder zwei, mit fröhlichen Gesichtern. Diese Sätze, sie klingen zunächst erst einmal recht harmlos, so dahin gesagt in der Euphorie des Wahlsieges, keine Menschenverachtung zu erkennen, kein Hass, kein Hetzen, keine Grenzüberschreitung [!], scheinbar nicht mal eine kleine Provokation.

Doch bei näherem Hinsehen stellt sich die Frage, ob das wirklich so ist? Oder ob wir es hier mit dem klassischen „Steter Tropfen höhlt den Stein“ zutun haben.

Fangen wir doch mal an mit dem äußerst unkomplexen Satz „Der Landkreis Sonneberg schreibt Geschichte.“ Es ist eine klassische Thema – Rhema Gliederung: Das Thema ist der Landkreis Sonneberg, Rhema, das Neue: er schreibt Geschichte. Klar in der Aussage, möchte man meinen. Doch was ist die Aussage genau? Dass hier und heute Geschichte geschrieben wurde? Was für eine Geschichte, möchte man sich fragen, wird hier (fort-)geschrieben?

Denken wir einmal zunächst an das sprachwissenschaftliche Konzept der „trialogischen“ Kommunikation, bevor wir versuchen, diese Frage zu beantworten. Dieses Konzept ist kurz umrissen so erklärt, dass beispielsweise Politiker*innen, die eine Parlamentsrede halten, mitnichten ausschließlich die Abgeordneten oder im Saal befindliche Zuhörende als Adressaten im Kopf haben. Dass solche Debatten wenig ergebnissoffen sind ist ja nunmal weithin bekannt. Vielmehr richtet sich alles, was gesagt wird immer auch an eine dritte Gruppe an Zuhörenden, nämlich in diesem Fall die Menschen am TV, die potentiellen Wähler*innen. Was also ist diese dritte Zielgruppe hier, bei diesen Sätzen? Die Menschen, die auch dort stehen, die Fernsehzuschauer, aber wohl vor allem die Wähler*innen der AfD, die Sympatisanten, die, deren Weltbild durch Sprache geformt werden soll. Und wenn wir uns das ins Bewusstsein holen, stellt sich ziemlich schnell die Frage: woran soll jemand denken, der sich in den Kreisen der AfD bewegt, wenn diese Person diese Wortgruppe „schreibt Geschichte“ hört? Welcher Frame soll hier bedient werden?

Spätestens seit dem Kemmerich-Vorfall im Thüringer Landtag kennen wohl die meisten dieses Datum: der 23. Januar 1930, der Tag, als erstmals ein NSDAP-Mitglied Minister einer, nämlich der thüringischen, Landesregierung wurde. Aber würde Robert Sesselmann selbst diesen geschichtlichen Bezug herstellen wollen, nachdem die Akteure dieser Partei doch so stetig bemüht sind, die Nazizeit zu relativierten? Eher nicht, viel mehr ist hier doch das aus dem Jahr 2018 stammende Zitat von Alexander Gauland anzuführen, der wörtlich sagte: „Aber, liebe Freunde, Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in unserer über 1000-jährigen Geschichte.“ Unsere [die aus Sicht der AfD] glorreiche deutsche Geschichte, die schon über 1000 Jahre (wie lange sollte Hitlers Reich gleich noch mal andauern, wars das 1000-jährige Reich? Ach ja…) glorreich ist und nun, hier in Sonneberg, fortgeschrieben wird. Am 2. Juni 2018 sagte Alexander Gauland im thüringischen [!] Seebach aber noch mehr, hier ein wenig Kontext zu diesem Zitat:

„Wir haben eine ruhmreiche Geschichte, daran hat vorhin Björn Höcke (Der bei den beiden Zitaten oben im Übrigen nebendran mit im Bild stand, Semiotik oder Zufall?) erinnert. Und die, liebe Freunde, dauerte länger als die verdammten zwölf Jahre (womit die Hitlerzeit gemeint ist). Und nur, wenn wir uns zu dieser Geschichte bekennen (also der glorreichen, ohne Hitler), haben wir die Kraft, Zukunft zu gestalten. Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für die zwölf Jahre. Aber, liebe Freunde, Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.“

Neben der viel diskutierten und zum Beispiel bei Heinrich Detering „Was heißt hier „wir“?“ sehr gut erläuterten Relativierung der zwölf Jahre Hitlerzeit (im Vergleich zu 1000 Jahre Ruhm und Ehre), möchte ich mein Augenmerk auf dem Wort Geschichte belassen, weil es das Wort ist, welches Sesselmann in seinen zwei Sätzen nutzt. Das tut er nicht zufällig. Enno Stahl beispielsweise beschreibt in seinem Buch „Die Sprache der Neuen Rechten“ sehr ausführlich, wie die unterschiedlichen Akteure der „Neuen Rechten“, also die Identitären, der Verlag Antaois und alle, die sich dazugehörig fühlen, PEGIDA unter Lutz Bachmann und eben auch die AfD sich ausgiebig gegenseitig in einer Art Echokammer verstärkend zitieren, immer wieder aufeinander referieren und so durch permanente Wiederholung und Bezugnahme aufeinander stetig die jeweiligen Aussagen verstärken. Manchmal nur verständlich für die, die selbst in der Echokammer sitzen, so wie vielleicht in diesem Fall „Der Landkreis Sonneberg schreibt Geschichte.“, in anderen dagegen expliziter. Hier wird mit diesen fünf Worten, gesprochen direkt neben Björn Höcke, auf die von der AfD propagierte glorreiche deutsche Geschichte referiert, (aus der die Nazis ausgenommen sind, Dank Gauland) die nun, dank der AfD, fortgeschrieben wird. Prima!

Was sagt er noch: „Die AfD ist nunmehr als Volkspartei im Kommunalbereich, hier in Sonneberg, in Thüringen und auch in der Bundesrepublik Deutschland, angekommen.“

Kein AfD Zitat ohne das Wort Volk, wenn auch hier in Kombination mit dem Wort Partei. Die Volkspartei AfD, nun endlich ist sie also angekommen, nicht nur in Sonneberg. Durch die Aneinanderreihung der Phrasen, „im Kommunalbereich“, „hier in Sonneberg“, „in Thüringen“, „In der Bundesrepublik Deutschland“ innerhalb der Verbalklammer wird eine logische Abfolge behauptet. Durch die rhythmische Aneinanderreihung fast gleichlanger Phrasen wird eine Parallelisierung erzeugt, die eine logische Abfolge der Ereignisse suggeriert: Vom Kommunalbereich zur Bundesrepublik Deutschland in nur einem Satz, das ging schnell und das Ganze auch noch als Partei des Volkes, so macht man das Ereignis bedeutend größer, als es tatsächlich ist, denn in Wahrheit geht es sowieso gar nicht um diesen Posten.

Vielleicht noch spannender ist aber, was Tino Chrupalla zu sagen hatte:

„Es zeigt sich auch was es bringt, „Brandmauern“ aufzubauen, die grün anzustreichen. Was machen die Bürger, grad hier in Thüringen, in Sachsen, in Ostdeutschland, in Mitteldeutschland? Die stellen einen Ausreiseantrag zur AfD und das ist hier und heute passiert [Jubel].“

Ich nehme Abstand davon, diese Aussage in ihrer Satzkonstruktion erschöpfend zu analysieren und beschränke mich auf das, was sofort ins Auge springt, zunächst: „Brandmauern“.

Natürlich referiert dieser Begriff auf die tatsächlichen Brandmauern, die demokratische Parteien sprachlich immer wieder gegenüber der AfD zu errichten behauptet haben. Man könnte es dabei belassen zu sagen, Chrupalla macht sich an dieser Stelle schlicht lustig. Dieses sich lustig machen aber, die Ironie, passt auffällig zu einem Merkmal, welches bereits Viktor Klemperer in seinem Notizbuch eines Philologen, der „LTI“ beschrieb. Unter dem Kapitel „Interpunktion“ finden wir die ironischen Anführungszeichen, welche „aufs engste mit dem rhetorischen Charakter der LTI verbunden“ seien. Was ist hier gemeint, welcher Charakter? Klemperer beschreibt dies so, dass die mitgesprochenen ironischen Anführungszeichen, markiert durch Hohn in der Stimme, sich von den einfachen dadurch unterscheiben, dass sie nicht lediglich wiedergeben, was gesagt worden ist (Also: wir errichten eine metaphorische Brandmauer gegen euch!), sondern sich nicht darauf beschränken. Es „setzt Zweifel in die Wahrheit des Zitierten, erklärt von sich aus den mitgeteilten Ausspruch für Lüge.“

Versuchen wir doch mal, das auf „Brandmauer“ in diesem noch weiter gesprochenen Satzgefüge anzuwenden: Zunächst einmal scheint Chrupalla (vermutlich zu Recht [Meine Anmerkung, leider]) nicht davon überzeugt zu sein, dass es eine besonders stabile Brandmauer gibt, denn gewonnen hat die Wahl nun mal, wer sie gewonnen hat, die AfD. Daneben ergibt sich aber noch die Lüge, die hier unterstellt wird. Diese wird deutlich verstehbar, auch für die, die AfD-Deutsch nicht fließend sprechen, vor allem, wenn der Rest des Satzes mit beachtet wird: Die behauptete, rein metaphorische Brandmauer, ist demnach in Wahrheit gar keine Brandmauer gegen Rechts, sondern soll sie vielleicht sogar a la Verschwörungstheorie eine echte Mauer sein? So eine, wie damals in der DDR, die die Altparteien (um mal im Jargon zu bleiben) hier errichten wollten, heimlich?

Erinnern wir uns, was wir zuvor bei Enno Stahl gelernt haben: Die Rechten Akteure verstärken ihre Aussagen durch permanente Wiederholung in ihrer eigenen Echokammer immer mehr und die Wähler*innen der AfD sitzen mitten drin, in diesem Resonanzraum. In der Metapolitik der AfD gibt es die „Lügenpresse“, die „Altparteien“, die alles mögliche planen würden um das eigene Volk zu vernichten, den „Großen Austausch“ zum Beispiel oder das Fluten des Landes mit sogenanten Flüchtlingen, warum also nicht auch, ganz sicher eigentlich, die Wiedererrichtung einer Mauer um die, gegen die eben schon immer eine Brandmauer errichtet werden sollte. Also die AfD und ihre (potentiellen) Wähler*innen, „wir sind hier die Opfer, äh das Volk!“ Indem Chrupalla weiter deutlich den Begriff „Ostdeutschland“ nennt, ist die Referenz klar, der Frame der Ostdeutschen bedient. Mauer -> Unfreiheit, die grün angestrichene Brandmauer ist demnach eigentlich schon längst errichtet. Nur ist sie eben nicht zu sehen, wie damals, vielmehr ist sie grün angemalt und metaphorisch, aber im Empfinden und unter der Suggestion der AfD materialisiert sie sich. Und ja was machen die Bürger*innen da, angesichts der Unfreiheit, also die mündigen? Chrupalla meint hier natürlich nicht irgendwelche Bürger*innen, sondern „gerade“ die im Osten Deutschlands. „Gerade“ ist in der hiesigen Verwendung eine Partikel, also ein sogenanntes Kommunikationswort, das eine Aussage modifiziert. In dem vorliegenden Fall wirkt sie verstärkend. Also gerade die Bürger, die hier im Osten, die schon einmal übers Ohr gehauen worden sind und hinter einer Mauer leben mussten, gerade die erkennen den Trick, ist doch klar.

An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Exkurs in ein Interview von Alexander Gauland unternehmen, welches er am 04. September 2018 der FAZ gab. Dort sagte er: „Wir sind der Pfahl im Fleische eines Systems, das sich politisch überholt hat.“ Welches politische System ist hier wiederum gemeint? Meint er die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland? Es sagt: „Es hat kein vernünftiger Mensch behauptet, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung weg muss.“ Ach so? Was denn dann? „Es muss aber mehr weg, als nur die regierende Bundeskanzlerin.“, was zu dieser Zeit Angela Merkel gewesen ist. Also was denn noch? „dieses politische System.“ Ah ha.

Er führt dann weiter aus, dass die AfD und das, wofür sie steht, nämlich eine „friedliche Revolution“ ihn an die „friedliche Veränderung von 1989“ erinnere. „Wir sind das Volk“, also gegen einen autoritären Staat, den es nach 1989 nicht mehr gab, daran muss Herr Gauland denken, wenn er an sich, die AfD und das aktuelle politische System denkt. Gauland vergleicht hier ziemlich ungeniert die deutsche freiheitlich-demokratische Grundordnung wie wir sie heute kennen, mit der DDR und die AfD mit den friedlich demonstrierenden Menschen auf den ostdeutschen Straßen.

Und jetzt nochmal zurück zum Brandmauersatz von Tino Chrupalla und der Überlegung von Enno Stahl, die Echokammer, das stete Wiederholen, der Tropfen, der den Stein aushölt, wir merken es jetzt bald alle, wie die Rhetorik der AfD das so macht mit dem steten Tropfen und dem Stein und den Ostdeutschen und den so entstehenden Frames im Kopf.

Aber Chrupalla hat hier sogar noch mehr gesagt, wenn er die Phrasen „in Thüringen“, „in Sachsen“, „In Ostdeutschland“, „in Mitteldeutschland“ aneinander fügt. Spannend ist hier: „Mitteldeutschland“. Warum? Nun zunächst liegt natürlich die Analogie nahe zu: Mitte von Deutschland, also „wir“, die AfD, zack so schnell ists gegangen. Aber noch etwas ist augenfällig, wenn wir uns einmal an eine Rede von Lutz Bachmann bei einer PEGIDA-Demonstration in Dresden am 04.02.2019 erinnern. Dort sagte er:

„Und apropos Basis: Die Basis, also die Wähler, also das deutsche Volk, wird ja aktuell wieder richtig verarscht, von den Altparteien. […] Erst kamen die Volksvertreter von CDU und SPD […] mit sogenannten „Fahrplänen Ost“ um die Ecke. Da stellen sich mir als Demokrat und Bürger der Bundesrepublik Deutschland die Nackenhaare auf, die Parteien, die nämlich in den letzten Jahren ganz Deutschland heruntergewirtschaftet und Mitteldeutschland zu „Dunkeldeutschland“ diffamiert haben, die sich die letzten dreißig Jahre einen Scheiß um Mitteldeutschland gekümmert haben, die es in den letzten dreißig Jahren nicht hinbekommen haben, Löhne, Renten und andere Leistungen anzugleichen, kommen auf einmal um die Ecke mit Plänen für, darf ich das sagen: „Osterweiterung“ oder wie darf ich den Unsinn über dieses ominöse „Ostdeutschland“ immer verstehen, ich dachte, mittlerweile wären Polen, Tschechien, Slowenen und so weiter souveräne Staaten und teilweise sogar EU-Partner, jetzt kommen SPD und CDU mit Programmen für Ostdeutschland um die Ecke. Hallo! Sachsen, Thüringen, Brandenburg und so sind Mitteldeutschland! So heißt hier sogar der Rundfunk!“

Echokammer. Resonanzraumerweiterung, wir erinnern uns. Thüringen ist also Mitteldeutschland, findet auch Tino Chrupalla und sieht sich im Zentrum Deutschlands und referiert auf den kleinen Mann Lutz Bachmann und seinen Kampf für die Abgehängten im grün angestrichenen Regime hinter der Mauer.

Und zum Schluss wird’s lustig, denn laut Chrupalla tun diese Bürger*innen was? Genau, sie „stellen einen Ausreiseantrag zur AfD.“, na bitteschön dankeschön, noch deutlicher kann die Analogie zum Regime der DDR nicht mehr werden. Aber, die guten Bürger*innen, sie stellen nicht nur einen Ausreiseantrag, nein, sie tun das auch noch „zur AfD“, nicht nach Deutschland oder sonst wohin, nein zur AfD. Dem einzig möglichen Fluchtpunkt für Menschen auf der Suche nach Freiheit, soll das wohl heißen.

Warum schrieb ich diesen langen Text zu zwei kurzen Aussagen zweier Männer, die ich mit einem Druck auf den Knopf meiner Fernbedienung hätte verschwinden lassen können? Die Antwort gibt uns Viktor Klemperer: „Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“

Immer wieder, immer zu, sagen die Akteure der Neuen Rechten die gleichen Dinge. Mal deutlich, mal versteckt, mal ironisch, mal volkstümlich, mal bildungssprachlich und wir alle hören diese Worte den ganzen Tag. Und bei manchen fallen sie in offene Ohren. Und zunächst teilt der Mensch nur das mit der fehlenden Angleichung der Löhne, irgendwann auch das mit dem Unfreisein und das mit dem Schuld sind die Geflüchteten und dann auch das mit: Hier kannst du herreisen, zu uns, zur AfD, „uns gehört das Volk“. Das ist die „trialogische“ Kommunikation der AfD, die sie verfolgt. Die Adressaten ihrer Sätze sind gar nicht immer die Menschen, die in diesem Moment vor ihnen stehen, die sind ja schon da. Sondern die, die ihre Reden am Fernseher hören, sich irgendwann im Internet anschauen und nicht umhinkommen, immer mehr der kleinen Dosen zu schlucken und irgendwann die Referenzen zu verstehen und bei dem Wort Geschichte ein tausendjähriges glorreiches Geschehen vor Augen haben, das nur weitergehen kann, wenn die AfD übernimmt.

Niemand sollte die Wirkung von Rhetorik, von klug gebauten Sätzen, unterschätzen. Die AfD, die Neuen Rechten, sie haben sich schon vor Jahren einen Think Tank errichtet, in dem ihre Ideen reifen, in dem sie sich gegenseitig schulen, im Sprechen, im die richtigen Worte Wählen, im Zeichen setzen und wir sollten uns immer bewusst sein, dass keines der Worte, die sie in irgendeine Kamera sprechen, ein unüberlegtes ist. Niemals sollten wir das vergessen.

Und: „Was jemand willentlich verbergen will, sei es vor anderen, sei es vor sich selbst, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag.“ Viktor Klemperer.

 

 

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